Tourismuszertifizierungen und touristische Nachhaltigkeitszertifizierungen gibt es in Europa schon seit einiger Zeit. In Österreich wurde 1989 mit der „Silberdistel“ das erste Zertifizierungssysteme im Tourismus geschaffen.
Bedeutung von Tourismuszertifizierungen
Umweltzeichen und Zertifizierungssysteme im Tourismus haben den Sinn, die bestmöglichen Werkzeuge für Produkte und Dienstleistungen hervorzubringen. Dadurch werden negative Auswirkungen auf Nachfrage- und Angebotsseite in Bezug auf Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft verhindert. Folglich sieht es danach aus, dass Umweltgütesiegel und Zertifizierungssysteme für die Gewährleistung eines nachhaltigeren Managements oder eines nachhaltigeren Konsums in der Tourismuspraxis, ins Leben gerufen wurden.
Zertifizierungssysteme im Tourismus, vor allem jene im Gastgewerbe sind global weit verbreitet und unterstützen Verbraucher bei ihren Kaufentscheidungen. Die Studie zu der Europäischen Tourismuszertifizierung beschreibt drei Gründe für Siegel in der Tourismusbranche. Zum Einen als Schutz für Verbraucher damit fairer Handel, Wettbewerb, Rechte von Reisenden und genaue Marktinformationen gewährleistet werden können. Der zweite Grund ist die Signalwirkung auf das touristische Angebot, welches spezielle Aspekte im Bereich Qualität, Nachhaltigkeit und Umweltschutz erfüllt und die Koordinierung der Maßnahmen als dritten Grund.
Entwicklung touristischer Nachhaltigkeitszertifizierungen in Europa
Eines der ältesten Gütesigel war die 1987 gegründete Blaue Flagge. Ziel war es Strände zu kennzeichnen, an denen man sicher baden kann. Das Siegel war für Reiseziele ausgelegt und wurde von diesen wie auch von den Reisenden selbst stark nachgefragt. Die Blaue Schwalbe gehört in Europa zu einer der ältesten Umweltgütesiegel mit der Gründung im Jahr 1990. Die Kriterien setzen sich dabei aus den Bereichen Energie, Abfall, Reinigungsmittel und Garten, aus Essen und Trinken sowie dem Verkehr zusammen. eine Zertifizierung ist für die Länder Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien und die beiden nordischen Länder Schweden und Finnland möglich.
Zertifizierungssysteme in Österreich und Deutschland
In Österreich war das Kleinwalsertal in Vorarlberg, Vorreiter im Bereich Zertifizierungssysteme im Tourismus. Mit der „Silberdistel“ wurde 1989 das erste Umweltzeichen in Österreich geschaffen und galt als Vorbild für viele Destinationen in Deutschland und Österreich. Daraus entstanden weitere regionale Labels in Kärnten, dem Lungau und Saalbach-Hinterglemm. Durchsetzen konnte sich 1995 das „Umweltsiegel Tirol“ und drei Jahre später 230 zertifizierte Beherbergungsbetriebe zählte. Seit 1996 gibt es das „Österreichische Umweltzeichen“ für den Bereich Tourismus. Es setzte sich gegen die kleinen regionalen Siegel durch und war damit das erste bundesweite Gütesiegel für Tourismusleistungen in Europa.
In Deutschland gibt es in Bayern seit 1991 die Zertifizierung als Umweltbewusster Hotel- und Gaststättenbetrieb. Dänemark entwickelte 1994 den Green Key und zertifizierte bis 1999 über 100 Hotels, Jugendherbergen und Restaurants und konkurrierte sich später mit dem „Nordic Ecolabel“. In den darauf folgenden Jahren wurden in vielen weiteren europäischen Ländern nationale Labels entwickelt und eingeführt. Länderübergreifend gibt es seit 1990 die „Blaue Schwalbe“, welche von dem privaten Unternehmen Verträglich Reisen aus München an Unterkunftsbetriebe in Schweden, Finnland, Deutschland und Österreich wie auch der Schweiz und in Italien verliehen wird. Bis 2000 war das multinationale „Nordic Ecolabel“ der Länder Schweden, Finnland, Norwegen, Island und Dänemark das einzige länderübergreifende Gütesiegel im Bereich touristischer Dienstleistungen (Hamele 2001, 175ff.).
Abschließend wird noch das globale Umwelt- und Zertifizierungsprogramm Green Globe, welches 1994 vom World Travel and Tourism Council gegründet und 1999 ein unabhängiges Unternehmen wurde, vorgestellt. Durch die Zusammenarbeit mit Unternehmen, Gemeinden und Verbrauchern werden die Grundsätze der Agenda 21 umgesetzt und damit eine nachhaltige Industrie geschaffen. Green Globe hat die Vision, das etablierte Gütesiegel für hervorragende Umweltpraktiken in der Tourismusbranche zu werden. Bis Juni 2000 hatten bereits 135 Unternehmen die Green Globe Zertifizierung erreicht.
Tendenzen und Reaktionen im europäische Lablejungle
In Europa macht es den Anschein, dass viele kleine und spezialisierte Umweltgütesiegel zunehmen, wobei sich die meisten an einzelne Betriebe wie Pensionen, Hotels und Campingplätze richten. Daneben gibt es aber auch lokal geführte Destinations-Siegel. In vielen Ländern gibt es nationale Systeme, die teilweise privat und teilweise durch Involvieren der Regierung geführt werden oder oftmals mehrere Organisationen für das Zertifikat zuständig sind. Ein Großteil davon wird lediglich in Landessprache geführt, weshalb nur die inländische Reisebranche angesprochen wird. Gerichtet ist es an den Beherbergungssektor gerichtet mit den Schwerpunkten Energie, Wasser und Abfallwirtschaft. Das erfolgreichste unter ihnen ist das Label die „Blaue Flagge“ für Strände und Yachthäfen.
Weitere Entwicklungen gibt es durch die Gründung der Tour Operator Initiative für nachhaltige Tourismusentwicklung der Welttourismusorganisation (WTO) und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP). Das Umweltprogramm von TUI ist kein zertifiziertes Umweltzeichen, arbeitet aber nach solchen Kriterien. Durch Feedbackmöglichkeiten wird auch der Gast direkt involviert. Weiters könnte künftig der Trend in Richtung eines Zusammenschlusses von kleinen nationalen Gütesiegel zu Green Globe 21 gehen, jedoch erst, wenn diese sich am Markt etabliert haben. Ein weiterer Trend ist, dass neue nationale Zertifizierungssysteme im Tourismus immer mehr quantitative und inhaltliche Leistungskriterien beinhalten und ältere die Aufnahme solcher Kriterien durch Überarbeitung der Bestehenden anstreben.